Das neue Korsett – die Abholung
Heute war der große Tag. Ich konnte mein neues Korsett abholen.
Der Tag fing schon stressig an, denn der ICE hatte bereits in Bonn schon über 15 Minuten Verspätung. Bis Stuttgart war es dann fast schon eine Stunde.
Zwischendurch habe ich schon verzweifelt bei Rahmouni angerufen, aber sie meinten, ich soll mir keine Sorgen machen. Das würde alles noch klappen.
Dort angekommen ging es gleich los. Ich durfte den gigantisch großen Rohling anprobieren und Herr Rahmouni hat die Änderungen daran angezeichnet.
Dann habe ich gleich auch noch meine Wünsche geäußert: ich hätte gerne wieder die Polsterungen auf beiden Rippenbögen und auf den Hüftknochen. Die Rekli-Hörnchen dürfen bitte nicht auf das Schlüsselbein drücken, denn der Bereich ist nach den Schulter-OP’s noch zu druckempfindlich.
Nachdem alle Wünsche notiert waren, durfte ich losziehen und sollte um 15.30 Uhr zur Anprobe wieder dort sein.
Eine nette Mitarbeiterin hat mir noch eine Wegbeschreibung mitgegeben, denn ich wollte mir den Stuttgarter Fernsehturm anschauen.
Die Straßenbahn fährt direkt von Rahmouni bis zur Endstation-Haltestelle Fernsehturm.
Bei schönem Wetter habe ich dort einen kleinen Spaziergang gemacht und mir dann ein Ticket für die Aufzugfahrt auf den Fernsehturm gekauft. Meinen schweren Rucksack konnte ich sogar unten beim Pförtner lassen – welch schöner Service.
Oben habe ich dann die Aussicht genossen und mir anschließend im Café eine Cola gegönnt.
Später habe ich noch ein wenig in der Sonne gesessen und bin dann wieder in die Straßenbahn eingestiegen, so dass ich um kurz nach drei bei Rahmouni ankam.
Dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis mein neues Korsett aus der Werkstatt runter gebracht wurde.
Da war er – der spannende lang erwartete Moment der ersten „richtigen“ Anprobe.
Ich war begeistert!
Es war so leicht – so bequem im Vergleich zum alten Korsett. Alleine das Aufbiegen um sich ins Korsett reinzuschälen geht viel leichter. Herr Rahmouni meinte, dass das an den Farben liegen kann. So seien z. B. die schwarzen Korsetts richtig steif und fest. Wie gut, dass ich Flower Power gewählt habe. Für meine ramponierte OP-Schulter eine enorme Erleichterung.
Wir beschlossen, dass ich mal eine viertel Stunde ausprobieren sollte, ob ich mit dem neuen Korsett zurecht komme oder ob noch etwas geändert werden muss.
In dieser Zeit habe ich verschiedene Stühle und Hocker ausprobiert um zu sehen, wie sich das Korsett im Sitzen verhält. Ich habe mich hingelegt um zu schauen, wie der Pelottendruck auszuhalten ist etc.
as Korsett ist hinten um einiges länger als das Alte um das Hohlkreuz besser auzusgleichen. Dies ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig aber ok.
Sitzen ist problemlos möglich ohne dass etwas einschneidet. Der Pelottendruck ist ziemlich stark. Ich habe überlegt, ob ich jetzt die „Starke“ sein soll und es so akzeptieren kann. Aber da nach kurzer Zeit trotz Oxycodon Muskelkrämpfe einsetzten, habe ich Herrn Harzer darum gebeten doch ein klein wenig Druck heraus zu nehmen.
Er kam meiner Bitte auch gleich nach.
Dann war das Korsett perfekt. Ich habe wirklich überlegt, mit welchem Korsett ich denn jetzt die Rückfahrt meistere. Aber aus Vernunftsgründen habe ich da zum letzten Mal nach meinem alten Quetschie gegriffen.
Anschließend ging es wieder auf zum Bahnhof. Mein Ticket habe ich noch mal umgebucht und eine frühere Verbindung genommen.
Als ich am späten Abend wieder zu Hause angekommen bin, war ich zwar totmüde aber gleichzeitig sehr zufrieden. Ich habe mir das neue Korsett schlimmer vorgestellt und war angenehm überrascht.
Die nächsten Tage werden zeigen, wie es mit der Eingewöhnung klappt.