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Kontrollröntgen im Korsett

Posted by Quakie on 28. Juni 2012 in Allgemein |

Heute stand schon wieder eine Reise nach Stuttgart an, denn es sollte ein Kontrollröntgen im neuen Korsett stattfinden.

Diese Fahrten sind extrem anstrengend für mich, denn vor lauter Aufregung bekomme ich die Nacht vorher kein Auge zu.

So war es auch dieses Mal. Ziemlich müde habe ich mich dann um kurz nach 4 aus dem Bett gequält.

Die Regionalbahn nach Köln war pünktlich, so  dass ich den ICE nach Mannheim auch problemlos bekommen habe. Bis Mannheim gab es dann eine kleine Verspätung aber auch der Anschlusszug dort war verspätet, so dass ich ihn noch erreicht habe.

Gut, dass ich in Stuttgart selber noch ein kleines Zeitpolster eingeplant hatte.

Bei Rahmouni angekommen lief mir schon Herr Harzer im Treppenhaus über den Weg und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge.

Ich erzählte ihm, dass es im Großen und Ganzen ganz ok wäre. Tagsüber könnte ich ruhig ein klein wenig mehr Druck vertragen. Allerdings nachts ist mir der Druck viel zu stark und ich kann es da nicht aushalten.

Herr Harzer meinte, dass sie bei vereinzelten Patienten Wechselpelotten in solchen Fällen angebracht hätten.

Ich meinte zu ihm, dass ich darüber schon im Forum gelesen habe und mir vorstellen könnte, dass dies auch etwas für mich wäre. Darüber wollten wir dann gleich genauer sprechen.

Anschließend bin ich zur Rezeption gegangen und habe mich angemeldet. Dann wurde ich  nach der Tragezeit gefragt, die ich mit 10 Stunden beantworten konnte.

Nachdem ich für die Kabine aufgerufen wurde, kamen Herr Rahmouni und Herr Harzer und schauten sich das Korsett an. Ich sprach noch mal die Problematik mit der Nacht an. Sie meinten, da kümmern wir uns dann nach dem Röntgen drum.

Auf meine Frage, ob man den auffälligen, bunten Namenszug im oberen Rücken nicht irgendwie unkenntlich machen könnte weil ich oftmals das Korsett ohne ein Oberteil darüber trage meinten sie, es wäre kein Problem die Farbe zu entfernen; dann würde nur noch die Prägung, die man aber kaum erkennen kann bleiben.

Dann verschwanden sie mit Korsett in der Werkstatt. Diese Viertelstunde nutzte ich und ruhte mich ein wenig auf der Liege in der Kabine aus.

Es dauerte nicht lange, da wurde mir auch schon das aufpellotierte, verschärfte Quetschie zurück gebracht und Herr Rahmouni zerrte mich im Liegen darin fest.

Die Fahrerin wartete schon auf die Patienten, die nach Leonberg müssen. Ich finde es toll, dass sich diese nette Frau so für die Patienten ins Zeug legt. Scheinbar leidet sie ziemlich mit, wenn die im aufpellotierten Korsett eingeschnürten Patienten blass und mit Schnappatmung im Auto sitzen. Auf jeden Fall versucht sie die Fahrt so schnell und angenehm wie möglich für alle zu gestalten. Auch bei der Annahme bei Dr. Hoffmann bettelte sie, dass uns die Helferinnen nicht lange warten lassen mögen und fragte ständig nach, ob es noch lange dauert. Einfach schön, wenn jemand so besorgt und menschlich ist!

Nach dem Röntgen durfte ich das Korsett etwas lockern und noch einen Moment im Wartezimmer Platz nehmen.

Als ich dann ins Sprechzimmer aufgerufen wurde, habe ich schon neugierig auf mein Röntgenbild am Monitor geschaut.

Es dauerte nicht lange, dann kam auch schon Dr. Hoffmann. Er schaute sich das Bild an und hat es schnell vermessen. Leider kam er auf 55,7 °.

Nachdem ich enttäuscht schaute meinte er, ich solle nicht nur auf diese Zahl schauen. Es wäre eine deutliche Verbesserung zu erkennen. Zum einen sei das Hohlkreuz nicht mehr so stark ausgeprägt und zum anderen stände ich viel besser im Lot als bei den Voraufnahmen. Und außerdem sei der Abstand bei den Keilwirbeln deutlich größer geworden.

Zum Vergleich zeigte er mir da auch die Voraufnahmen. Alles in allem war er sehr zufrieden.

Auf meine Frage nach der Prognose in meinem Fall meinte er: „auf keinen Fall OP!“ Das Korsett noch ein paar Jahre. Im Schnitt würde er Hyperkyphosen 2 – 3 Jahre mit Korsett behandeln. Ganz so optimistisch bin ich nicht, aber es ist schön zu hören, dass nicht alles verloren ist.

Auf meine Frage nach einer vorzeitigen Reha meinte er, dass er versuchen will für mich alle 2 Jahre eine Reha durchzudrücken. Ich solle Anfang kommenden Jahres vorbeikommen, dass er dann einen Antrag stellen wird.

Schroth soll ich natürlich weiter machen; dafür gab er mir noch eine neue Verordnung.

Dann hat er sich noch kurz meinen schmerzenden Ellenbogen angeschaut und einen Tennisarm diagnostiziert. Er meinte, dass sie dafür ein gutes Behandlungskonzept hätten. Zum einen eine Spange, eine Salbe, Friktionsmassage und Elektrotherapie.

Nachdem ich dann mit einer Menge Zettel die Praxis verlassen habe, ging es mit dem Shuttle-Service wieder zurück nach Stuttgart.

Dort wurde nochmal kurz das Röntgenbild besprochen. Einige Tage später wurde bei genauerem Nachmessen sämtlicher Röntgenbilder das Ergebnis des aktuellen Bildes auf 51 ° korrigiert.

Somit hat sich der Wert wenn auch nur wenig doch etwas verbessert. 🙂

Dann ging das Korsett zurück in die Werkstatt um die Wechselpelotten herzustellen.

Meinen geplanten Rückzug musste ich wegen der aufwändigeren Änderung umbuchen aber das war es mir wert.

Um halb vier war es dann soweit. Das Korsett und die beiden Pelotten waren fertig.

Ich habe mir dann Quetschie mit der Tagpelotte umgeschnallt und bin mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof gefahren.

Um die Rückfahrt nicht im Zweifelsfall stehend antreten zu müssen, habe ich mir im DB-Reisezentrum noch eine Sitzplatzreservierung gebucht. Wie sich später heraus stellte war das eine ziemlich gute Idee, denn der EC war rappelvoll.

Mit fortschreitender Zeit ging es mir immer schlechter. Es war schon den ganzen Tag heiß und schwül ohne Ende.

Das aufpellotierte Quetschie war kaum mehr zu ertragen und Mir lief der Schweiß wie ein Bach unter dem Korsett den Rücken hinunter bis in die Unterhose.

Die Muskelkrämpfe wurden immer stärker obwohl ich mittags eine höhere Dosis Oxycodon genommen hatte.

Noch nie habe ich so sehnsüchtig auf einen Zug gewartet. Mein Plan war, direkt im Zug die Toilette aufzusuchen – ein frisches Korsetthemd anzuziehen und Quetschie erst mal in den Korsettbeutel zu stecken.

Aber leider hatte der Zug dann auch noch 70 Minuten Verspätung.

Als der EC dann endlich in den Bahnhof einfuhr habe ich mich direkt von meinem engen Begleiter getrennt – was war das eine Wohltat.

Einige Zeit später merkte ich aber, dass die zuerst gespürte Wohltat gar nicht mehr so wohl tat. Die vorstehenden Wirbel waren von dem starken aufpellotieren total gereizt, so dass die Rückenlehne vom Sitz echt unangenehm war. Langsam gesellten sich zu allem Elend auch noch der bekannte Kyphoseschmerz hinzu.

Um ein bisschen Ruhe reinzubringen habe ich die Nachtpelotte ins Korsett geklebt und es mir dann wieder umgeschnallt. Das war dann etwas erträglicher.

Mir ist bislang noch keine Fahrt so endlos lange vorgekommen.

Als ich endlich zu Hause angekommen bin war ich restlos am Ende. Die Beine schmerzten und waren total gestaut. Ich bin einfach nur fix und fertig ins Bett gefallen.

Jetzt hoffe ich, dass ich frühestens wieder im Herbst fahren muss, denn das war dieses Jahr schon die 4. Fahrt. Ein bisschen „Stuttgart-Pause“ könnte jetzt nicht schaden 😉

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